Zu den Euphorbiales rechnet man autotrophe, terrestrische, verholzte, selten krautige Pflanzen mit manchmal stark vereinfachten Blüten und einem umfangreichen Sortiment sekundärer Pflanzenstoffe, meist Alkaloiden. Der Ordnung gehören vier Familien an, von denen die Euphorbiaceen die mit Abstand bekanntesten sind. Von den übrigen drei sind die Buxaceae erwähnenswert. Der Buchsbaum (Buxus sempervirens) wird wegen seiner immergrünen Blätter oft als dekorativer Strauch angepflanzt.
Die Euphorbiaceen (Wolfsmilchgewächse) sind weltweit verbreitet. Durch verschiedenste Abwandlungen ihrer vegetativen Organe sind sie an unterschiedlichste Lebensbedingungen adaptiert. Am artenreichsten ist die Gruppe in den indomalaiischen Tropen. In der heimischen Flora sind etliche krautige Arten an Ruderalstandorten zu finden. In den ariden Gebieten Afrikas (einschließlich Madagaskars und Südasiens) sind sie sukkulent, oft stark verzweigt und baumförmig, und vertreten dort die Kakteen. Im Unterschied zu jenen stehen die Dornen bei den Euphorbien in Zweiergruppen auf kissenförmigen Erhebungen des Stammes (Nebenblattdornen). Bei großer Variabilität der vegetativen Teile, ihren ökologischen Ansprüchen und dem Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen, sind die Blüten der Euphorbiaceen klein und oft stark reduziert. Die Pflanzen können diözisch oder monözisch sein. Diözie findet man z.B. in der Gattung Mercurialis, Monözie ist bei Euphorbia vorherrschend.
Die Rechtfertigung, die Euphorbiales den Rosidae zuzuordnen, ergibt sich aus dem Bau des Gynoeceums. Hier sind gewisse Ähnlichkeiten mit dem der Celastrales zu erkennen. Unter dieser Voraussetzung wären die Euphorbiales das Endglied einer Reduktionsreihe (einer regressiven Entwicklung von Blüten). Die Euphorbienblüten sind, wie an anderer Stelle ausgeführt, Scheinblüten, also in Wirklichkeit Blütenstände (Cyathien), die aus einem gestielten, heraushängenden, dreifächrigen Fruchtknoten (weibliche Blüten) und mehreren (meist fünf).in einer Reihe wickelig verbundenen männlichen Blüten (jede mit nur einem Staubblatt) zusammengesetzt sind. Umschlossen wird das Gebilde von fünf becherartig verwachsenen Hochblättern, zwischen denen meist eine elliptische oder halbmondförmige Honigdrüse liegt. Die Cyathien sind ihrerseits wieder zu übergeordneten Blütenständen zusammengesetzt. Im Fruchtknoten entwickeln sich drei, zunächst beieinanderbleibende einsamige Teilfrüchte, deretwegen die Ordnung früher Tricoccae genannt wurde.
Die
vegetativen Teile vieler Gattungen der Euphorbiaceae, nicht jedoch
die der anderen Familien, sind von einem ausgedehnten, weißen
oder farbigen Saft (Latex) führenden Milchgangsystem durchzogen.
Vielfach enthält der Milchsaft Stärkekörner. Ansonsten
ist die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe sehr variabel. Einige
werden wirtschaftlich genutzt, z.B. der Milchsaft von Hevea
brasiliensis zur Herstellung von Naturkautschuk. Viele der
Substanzen sind stark toxisch. Erwähnt sei das Crotonöl
(aus Croton tiglium), das ko-carcinogene Komponenten
(Phorbolester) enthält. Diese sind in Verbindung mit bestimmten
anderen Stoffen (doch nicht allein) krebserregend.
Eine der wichtigsten Nahrungspflanzen der Tropen ist der Maniok (Manihot, Cassava). Genutzt wird das Mehl, das aus den Wurzelknollen gewonnen wird. Frische Wurzelknollen sind giftig, genießbar werden sie erst durch einen Röstvorgang. Maniokpflanzen sind gegenüber Virusinfektionen empfindlich: Cassava Latend Virus (CLV), ein Gemini-Virus
Die Samen vieler Arten speichern toxische Proteine, z.B. das Ricinus communis-Agglutinin , ein Lektin, das aus Ricinus-Samen gewonnen werden kann. Da es durch eine Hitzebehandlung zerstört wird, kann aus den Samen Rizinusöl gewonnen werden, das als Abführmittel wirkt und medizinisch genutzt wird.
Neben den genannten gibt es noch eine Reihe weiterer, vor allem in den Tropen verbreiteter Gattungen, zu nennen wären u.a. die in tropischen Gärten vielfach angebauten Iatropa-Arten, Arten aus der Gattung Mabea sowie Poinsettia pulcherrima, der Weihnachtsstern mit markant gefärbten Hochblättern.
© Peter v. Sengbusch - b-online@botanik.uni-hamburg.de